Warum gähnen wir?
14 September 2020
Gähnen ist weitaus mehr als ein Zeichen von Müdigkeit. Bei Stress, bei starker Konzentration und in Gesellschaft anderer Gähner gähnen wir ebenfalls. Als positiver Nebeneffekt wird die erhöhte Sauerstoffaufnahme beschrieben. Doch in Wirklichkeit ist das Gähnen laut neuester Erkenntnisse ein Automatismus des Körpers, um wieder frisch im Kopf zu werden.
Was ist Gähnen?
Beim Gähnen handelt es sich um ein reflexartiges Verhalten, das sowohl bei Menschen wie bei Tieren auftritt. Der Reflex lässt sich nicht unterdrücken und beginnt immer mit einem tiefen Atemzug bei geöffnetem Mund. Gähnen kann leise oder geräuschvoll sein. In Gesellschaft gilt der Reflex als unhöflich, da er mit Müdigkeit in Verbindung gebracht und als Reaktion auf Langeweile ausgelegt wird. Nach der Einatmung in einem tiefen Zug erfolgt die Ausatmung mit gleichzeitiger Schließung des Mundes. Fakt ist, dass wir diesen Reflex ebenso wenig steuern können wie die Atmung, das Schwitzen oder das Frieren. Es ist also keine Form der Unhöflichkeit, sondern ganz natürlich, wenn ein Mensch in Ihrer Gegenwart gähnt.
Wann & warum gähnen wir?
Wir gähnen bei Temperaturen um 20°C, bei Dunkelheit und wenn wir gelangweilt sind. Wir gähnen aber auch in Gesellschaft, wenn ein anderer Mensch – oder auch ein Tier gähnt. Früher hielt sich das Gerücht hartnäckig, dass das Gähnen automatisch auf Müdigkeit hinweist. Kinder wurden ins Bett geschickt und selbst Erwachsene wurden darauf hingewiesen, dass eine Mütze voll Schlaf angebracht wäre. Dass wir beim Gähnen eine größere Menge Sauerstoff aufnehmen und dem Hirn „Nahrung“ geben, zeigt der Reflex, der beim morgendlichen Aufwachen auftritt. Wir gähnen, obwohl wir weder müde noch gelangweilt oder gestresst sein können. Wenn wir uns konzentrieren, gähnen wir besonders häufig. Daraus ergibt sich die Überleitung, dass man beim Gähnen das Gehirn kühlt und den Kopf mit frischer Luft versorgt. Trotz zahlreicher Thesen und Erkenntnissen gibt es auf das Warum keine wissenschaftlich belegte und somit keine eindeutige Antwort.
Warum ist Gähnen ansteckend?
Gähnt ein Mensch, schließen sich alle Umstehenden an. Das funktioniert am ehesten in einer Gruppe, in der emotionale Nähe herrscht und in der sich alle Menschen kennen. Doch auch wenn wir einem fremden Menschen oder einem Hund beim Gähnen zuschauen, kann es sein, dass wir den Mund weit öffnen, tief einatmen und gähnen. Lediglich wenig empathische Menschen sind vor dem Phänomen gefeit und lassen sich von ihren gähnenden Mitmenschen nicht anstecken. Die „Ansteckung“ ist auf die Spiegelneuronen im Hirn zurückzuführen. Hierbei handelt es sich um ein starkes Imitationsverhalten, das in gleicher Form bei feinfühligen Menschen auch beim Weinen und beim Lachen ihrer Mitmenschen auftritt. Dass man sich so leicht mit dem Gähnen anstecken lässt, sagt nichts anderes aus, als dass wir emotionale und fühlende Wesen sind. Wir spiegeln uns in unserem Gegenüber und wenn er gähnt, lässt die unwillkürliche Nachahmung nicht lange auf sich warten.
Dem Reflex nachgeben – oder nicht?
Wir können das Gähnen nicht wirklich unterdrücken. Daher sollten wir uns in Gesellschaft anderer Menschen an die Netiquette – und die Hand vor den Mund halten. Wer mit geputzten Zähnen herzhaft gähnt, muss sich darüber keine unnötigen Gedanken machen.
Bild: fizkes © / Adobe Stock
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